Deutschland, Österreich und die Schweiz sind wichtige Einwanderungsländer. Migrationsbiografien, kulturelle Diversität und natürlich die Vielfalt an Sprachen sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. So besitzt jeder vierte Mensch in Deutschland oder Österreich Migrationshintergrund, in der Schweiz sind es mehr als 40%.
In den Ballungsräumen spricht ein relevanter Anteil der Bewohner:innen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch. Im Jahr 2021 gab es in Berlin an 50 von insgesamt 368 Grundschulen mehr als 75% der Kinder, deren Elternhäuser eine andere Sprache als Deutsch sprachen oder noch sprechen (Süddeutsche Zeitung, 07.01.2022). Mehr als 50% der Hamburger Schüler besitzen 2022/23 Migrationshintergrund (Schuljahresstatistik, IfBQ Hamburg) und mehr als 50% der Wiener Schüler sprechen eine andere Erstsprache als Deutsch (Integrationsmonitor 2020, Stadt Wien). Nach Zürich ziehen jedes Jahr etwa 1500 Familien aus dem Ausland (Stadt Zürich, Schul- und Sportdepartement). Ähnlich gestaltet sich die Lage in vielen Gateway-Cities, insbesondere in stark industriell geprägten Regionen.
Sprache als Hürde, HLS-Surveys
Keine Notwendigkeit für Impfungen (Standardimpfungen für Kinder, kostenloses Impfangebot, 2019)
Gesamt
Eltern mit Migrationshintergrund
Kommunikationswege
Informationsquellen bei körperlichen Beschwerden und Krankheiten, Angabe in Prozent
Quelle: HLS-GER 2
Anamnese und Patientenaufklärung von fremdsprachigen Patient:innen
Anamnese-Software in mehreren Sprachen
Unterschiedliche Sprachen und Sprachmodule können in der Regel leicht umgesetzt werden. Häufige Sprachen in Deutschland sind in erster Linie Russisch, Türkisch, Polnisch und mittlerweile Arabisch.
Die häufigsten Sprachen in Deutschland von Menschen, die zu Hause nicht Deutsch sprechen:
Türkisch
Russisch
Arabisch
Polnisch
In Österreich spielen darüber hinaus BKS und Rumänisch eine wichtige Rolle. Für Touristen und als wichtigste Fremdsprache ist insbesondere eine Patientenaufklärung auf Englisch sinnvoll. In Einzelfällen kann es aber auch zu einer Massierung seltener Sprachen in einzelnen Praxen kommen, die recht zeitnah in digitale Fragebögen und Aufklärungsvideos integriert werden können.
Einfache Verständlichkeit und multimedialer Content
- eine besonders leicht verständliche, bildhafte Sprache
- Textabschnitte, die nicht nur lesbar sind, sondern auch konsequent durch muttersprachliche Synchronsprecher:innen eingesprochen werden
- lebendige Animationen und Piktogramme
Bedarf für Übersetzungshilfen und Dolmetschern rechtzeitig erheben
Durch eine digitale Anamnese und Behandlungsaufklärung (zumindest planbarer Untersuchungen und Behandlungen), die frühzeitig und außerhalb der Praxis oder des Krankenhauses durchgeführt wird, können sprachliche Hürden rechtzeitig erhoben werden. Sinnvoll sind z. B.:
- Fragen zu den Deutschkenntnissen der Patient:innen
- weiterführende Angaben zur Muttersprache (insbesondere Dialekte oder Regiolekte) sowie von sonstigen Sprachkenntnissen
- einfach verständliche Hinweise zum Zustandekommen des Behandlungsvertrags, insbesondere der Notwendigkeit, der Behandlungsaufklärung im persönlichen Gespräch mit den Ärzt:innen sprachlich folgen zu können
- Hinweise, Empfehlungen und Informationen für Patient:innen zur Organisation von Vertrauenspersonen, Sprachmittlern, Dolmetschern oder ggf. der Möglichkeit für Videodolmetsch-Dienste (einschließlich Informationen zu den Kosten oder der Kostenübernahme)
Hinweise zum Gesundheitssystem
Im Hinblick auf einen Behandlungsvertrag kann es sinnvoll und besonders wirkungsvoll sein, bestimmte Informationen über das Gesundheitssystem direkt in die digitale Patientenaufklärung zu integrieren, etwa folgende Inhalte und Informationen:
- Anschauliche Kurzdarstellung des Gesundheitssystems, insbesondere über Leistungen von Krankenkassen
- Konkrete Hinweise zur Organisation der medizinischen Maßnahme (Verrechnung, Dokumente, e-Card)
- Adressen, Telefonnummern und sonstige Kontaktmöglichkeiten
Eigene Erfahrungswerte und kulturelle Feinheiten
Wie funktioniert die digitale Anamnese und Patientenaufklärung nicht-deutschsprachiger Patient:innen?
Im Prinzip genauso wie eine digitale Behandlungsaufklärung deutschsprachiger Patient:innen (So funktioniert MAIA in der Praxis)!
Folgendes Prozedere ist vorteilhaft:
- Über einen Zugangslink wird eine Plattform freigeschaltet
- Patient:innen durchlaufen eine Anamnese/Behandlungsaufklärung in ihrer Muttersprache
- Der Report / die Dokumentation der Anamnese/Behandlungsaufklärung wird auf Deutsch an das KIS / das PVS / den Arzt / die Ärztin ausgegeben
- Bereits in der digitalen Anamnese erfragte Bedürfnisse (etwa Dolmetscher, Vertrauenspersonen oder Gespräche in einer Zweitsprache, die sowohl Patient:in als auch Ärzt:innen sprechen) werden schon vorab automatisiert an die Klinik gemeldet, z.B. in einer E-Mail oder einem Alert an das Belegsmanagement.